Lang ist die Anmeldung für dieses Rennen her. Im Juli 2019 hatte ich mich angemeldet und wollte im Juli 2020 starten. Corona hat es nicht geschafft, mich zu demotivieren - nur zu verschieben bis zum 03.07.2022.
Der Tag begann früh: Um 03:00 klingelte der Wecker, ich hatte sehr gut geschlafen, fühlte mich fit und motiviert. Ein kleines Frühstück, die Tattoos mit der Startnummer auf die Arme gebracht und um 04:30 verließen Helen und ich die Unterkunft. Das Rad wurde schon am Vortag in der Wechselzone deponiert, zusammen mit gut 4000 anderen verbrachte es dort gut bewacht die Nacht.
Es herrschte, je näher man Hilpoltstein kam, schon um diese Uhrzeit ein mittleres Verkehrs-Caos. Angekommen in der Wechselzone, Luft aufgepumpt, mit Freunden geredet, das ganze Drumherum aufgesaugt. Dort sind über 4000 Starter und es ist eine ganz besondere Ruhe, jeder ist mit sich beschäftigt, schaut am Rad, schaut sich an, wo der Wechselbeutel liegt, wo es aus dem Wechselzelt auf dem kürzesten Weg zum Rad geht. Dazu klassische Musik.
Langsam steigt auch bei mir die Aufregung, habe ich genug trainiert, habe ich wirklich alle Sachen da wo ich sie brauche, ist das Fahrrad in Ordnung?
Auf so einer Langdistanz kann so viel passieren, man braucht immer einen Plan B, C und D.
Die Profimänner durften 06:30 Uhr ins Wasser, danach die Profifrauen und dann alle 5 Minuten eine weitere Gruppe von ca. 230 Triathleten. Bei mir war es genau 1 Stunde später. Um 07:30 endlich begann der Tag dafür, wofür ich mich so sehr vorbereitet und danach gesehnt hatte.
Das Schwimmen lief genau so wie ich es kann. Mein Ziel war zwischen 1:10 und 1:20 aus dem Wasser zu kommen, bei 1:15 hats geklappt. Konnte komplett mein Tempo durchkraulen. Hatte mir noch eine neue Schwimmbrille gekauft auf der Triathlon-Messe. Und auch zweimal vorher getestet. Beim Schwimmstart aufgesetzt und zum Schwimmausstieg wieder abgesetzt. Musste zwischendrin nicht einmal etwas korrigieren. Guter Wechsel aufs Rad, keine Probleme auch sehr gut in die Schuhe reingekommen.
Recht schnell meinen Rhythmus gefunden und konnte auch ordentlich drücken. Immer im Hinterkopf nicht alles zu geben und nicht zu schnell werden. Es war ja gerade mal gut 90 min alt, mein Rennen.
Die Radstrecke am Anfang auch recht voll, also richtig aufpassen, überholen, einordnen, Abstand halten. Wurde auch zwei mal während der 180 km vom Kampfrichter angepfiffen den Abstand zu vergrößern. Aber alles im Rahmen geblieben.
80 Kampfrichtermotorräder waren im Einsatz !!! Auf einer 90 km Runde. Konnte mich nach gut 70 Km auf den Solarer Berg innerlich vorbereiten. Visier am Helm hoch, um die letzte Kurve und hinein ins Gänsehautbad am ganzen Körper...Irre am Anfang noch Absperrgitter und weiter oben gerade mal so viel Platz, das du gerade so durchkommst. Das breiteste Grinsen und den Spirit von der Begeisterung aufsaugen und weiter Kraft daraus nehmen. Die 2. Radrunde innerlich zurechtlegen, denn es geht recht wellig zu. Insgesamt so ca.1400 Höhenmeter. Immer schön verpflegt, aller 17 km eine Verpflegungsstelle. Gerade die 2. Radrunde so ab 11:30 wurde schon recht warm. Also immer wieder Wasser in den Nacken, Beine, Arme kippen zur Kühlung.
Auch beim Radfahrern ging mein Plan auf. Auf in die Wechselzone 2, ohne Probleme vom Rad gekommen und locker ins Zelt getrabt. Gut mit Sonnencreme eingeschmiert. Nach 5h:40min Renndauer um 14:30 begann dann der Marathon von mindestens 4 Stunden bei immer größerer Hitze. Schwamm in den Nacken zum Kühlen und los ging es. Habe gerade am Anfang sehr aufgepasst, nicht zu schnell zu werden, nicht zu überziehen, nicht zu überholen wie bei einem Olympischen Triathlon.
Weiterhin so alle halbe Stunde eine Salzstick geschluckt. Und alle Verpflegungsstellen gehend mitgenommen, den Schwamm neu gekühlt und Wasser über den Körper/Kopf gekippt. Darauf geachtet, nicht zu viel Wasser in die Schuhe zu bekommen. In der Sonne am Kanal war es irre heiß. Zähne zusammen beißen und über jeden km freuen und positiv denken. Nach Km 24 konnte ich den Kanal verlassen. So ein Rennen teile ich mir in kleine Abschnitte ein. Eine 2. Pinkelpause im Wald eingelegt, die erste bei Rad km 150. Und mit leerer Blase aber immer noch vollem Bauch vom vielen Trinken ging es hinauf nach Roth. Auch beim Marathon überall Leute, die dich motivieren, anfeuern, deinen Namen rufen - einfach großartig. Beim Laufen durch die Wendepunkte dann auch andere bekannte Gesichter gesehen.
Einmal durch Roth über den Marktplatz, irre Stimmung, hoch nach Büchenbach - vom Kopf her ist das für mich der Punkt, wo ich weiß, ich schaffe es. Um einen kleinen Weiher, da habe ich schon etwas gejubelt. Ab da noch ca 6 km leicht Bergab und immer weiter Richtung Ziel. Auf den letzten beiden km ein fettes Grinzen, ein paar Freudentränen und dann der Stadioneinlauf. Da sind über 5000 Leute und feiern jeden, dein Name wird aufgerufen und du saugst das alles in dich auf.
Die Erschöpfung ist zu spüren überall am Körper aber der Kopf genießt deinen erfolgreichen Kampf.
11h:27min - jede Minute genossen, 6 min schneller als 2018.
Einfach traumhaft.
René